Apollo 1910-1914  





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Letzte Bearbeitung am 22.11.2018

Piccolo Werk 1906


Vorwort:

Für diejenigen Leser, welche das Kapitel "Piccolo" und "M.A.F." übersprungen haben, hier eine kurze Wiederholung:

Die Werkstatt von Albert Ruppe entwickelte sich bis 1871 zu einer Maschinenfabrik für landwirtschaftliche Geräte, mit seinem Sohn Berthold als "Ruppe & Sohn" firmierend.
Hugo Ruppe, der älteste Sohn von Berthold Ruppe, konstruierte nach einer Maschinenbau-Lehre und dem Ingenieur-Studium an der TH Ilmenau 1903 das Motorrad "Apoldiana" und schon 1904 erschien der erste "Piccolo", ein Leicht-Automobil mit luftgekühltem V2-Motor.
Hugo Ruppe schied 1907 im Streit über die künftige Fahrzeugentwicklung aus der Firma und gründete mit seiner Abfindung die Firma M.A.F., zur Finazierung wandelte Berthold Ruppe das Werk in die "Ruppe & Sohn AG" um, die Fahrzeuge wurden weiterhin unter dem Namen "Piccolo" vertrieben.
Paul, der jüngere Bruder von Hugo Ruppe, übernahm die Konstruktion, aber weder der Einzylinder-Mobbel noch der Vierzylinder-Piccolo konnten den Absatz erhalten oder gar steigern.
Siehe: "Piccolo", M.A.F.

Das Jahr 1910:
Der Aufsichtsrat bestellte Karl Slevogt zum Chefkonstrukteur der "Ruppe&Sohn AG", er begann zum 19. April 1910 und bezog eine Wohnung in der Reichstr. 7 von Apolda.
Noch 1910 begann Karl Slevogt mit der Konstruktion einer neuen Fahrzeug-Reihe mit wassergekühlten Vierzylinder-Motoren, die luftgekühlten Apollo-Fahrzeuge wurden noch bis 1912 angeboten, allerdings unter dem Markennamen "Apollo".
Das erste der neu konstruierten Fahrzeuge wurde noch 1910 beim Rennen Ostende-Wendyne erprobt, Karl Slevogt kehrte siegreich zurück, er hatte mit einer überlegenen Leistung Presse und Konkurrenz verblüfft.
Ein Sieg in einer derartigen Sportkonkurrenz mit einem Serienfahrzeug hatte damals aus Sicht der Käufer einen ganz anderen Stellenwert als der eines hochgezüchteten Spezialrennwagens.

Im Winter 1910/11 konstruierte Slevogt, basierend auf den Erkenntnissen von Ostende, die Apollo-Baureihen B, C, D, F und K, die sich auch hervorragend verkauften.
Siehe: Apollo 1910, Apollo luftgekühlt
Apollo C
Oben Apollo-C 6/18 PS 4-sitziger Tourenwagen 1911

Das Jahr 1911:
Emblem Den Winter 1910/1911 nutzte Slevogt, um eine ganze Apollo-Modellreihe zu entwickeln - Der Apollo-C 6/18 PS von 1910 wurde weiterentwickelt, der Apollo-D 10/30 PS (der Motor ist auch im Apollo-G zu finden) und auch den Apollo-F, die Sportversion des Apollo-C, auf die Räder zu stellen. Diese Fahrzeuge werden das Renngeschehen in ihren Hubraumklassen 1,6, 2,0, 2,7, 4 Liter (6, 7, 8, 10 Steuer-PS) auf Jahre dominieren.
im Sommer 1911 ist dann auch der kleine Apollo-B der 4 PS - Klasse (ca. 1100 ccm) fertig und wird bei der "Fahrt durch Schlesiens Berge" eingesetzt - das Fahrzeug ist so überlegen, daß es zu Protesten kommt.
Der Absatz steigt im Jahre 1911 gegenüber 1910 um mehr als 60%, der Aufsichtsrat ist zufrieden. In vielen Städten im In- und Ausland werden neue Apollo-Vertretungen eröffnet, z.B. in Österreich, Tschechien, Belgien, Norwegen, und Elsass/Frankreich. Hierbei wird die Generalvertretung im Elsass durch Baron de Vizcaya von ganz besonderer Bedeutung für die Rennsport-Erfolge sein.
Irgendwie schafft es Karl Slevogt, zwischen Neukonstruktion, Erprobung, Leitung der Firma und der Fertigung und der Rennfahrerei auch noch Brautwerbung zu betreiben. Er heiratet am 6.Juli 1911 in Bayreuth (wo ein Großteil der Slevogt-Verwandtschaft lebt) die Grazerin Maria-Josepha Engelbrecht, die er in seiner Zeit bei Puch in Graz kennengelernt hat.
Das Ehepaar bezieht eine Wohnung in der Bahnhofstraße 53 im Stadtzentrum von Apolda, nahe bei den Apollo-Werken gelegen.
Siehe: Apollo 1911, Baron de Vizcaya, Hochzeit

Das Jahr 1912:
Im Jahre 1912 kann sich Karl Slevogt zwar die Zeit für Rennen nehmen, obwohl das Werk expandiert mit mehr als 86% Umsatz-Zuwachs, die Produktpalette muß ständig erweitert werden. Sein erster Sohn Karl-Eugen wird geboren - all das läßt ihm kaum Zeit zur Rennfahrerei und leider bleiben die großen persönlichen Renn-Erfolge aus.
Die Firma wird in "Apollo Werke AG" umbenannt, Berthold und Paul Ruppe scheiden aus der Firma aus und Karl Slevogt zum Direktor ernannt - er schreibt sich nun selbst vornehm "Carl" (Auf Wunsch der Familie wird hier durchgehend "Karl" verwendet). Sein erster Sohn Karl-Eugen wird geboren.
Die Apollo-Werbung wird mit Unterstützung des "Ateliers Ernst Neumann" völlig neu gestaltet.
Der Direktor Slevogt war viel mehr im der Produktion, am Motorprüfstand und in der Rennabteilung zu finden denn in seinem Büro. Er studierte die Fertigung, ersann Rationalisierung und Verbesserungen und wurde von der Belegschaft ungemein geachtet.
Viel Privatfahrer, allen voran Baraon de Vizcaya, fahren Rennen auf Apollo und verlängern die "Siegeszug-Liste" recht zügig.
Die neuen zweisitzigen Versionen der Apollo B und F mit verkürztem Fahrgestell, OHV-Ventiltrib und recht hoch drehend dominieren die kleinen Klassen im Rennsport. Leistete der Apollo B serienmäßig 10-12 PS bei 1800/min, so wurden im Renntrim 17-25 PS bei 2500-3000/min, über 30PS bei 3400/min erreicht, dazu ein Viergang-Getriebe mit Mittelschaltung.
Auf der Versammlung des ADAC Gau Thüringen in Weimar am 22.Sept.1912 wird Karl Slevogt wieder einstimmig zum Gau-Sportleiter gewählt.
Siehe: Apollo 1912, Apollo-Werbung

Das Jahr 1913:
Das Jahr 1913 ist wohl das erfolgreichste Apollo-Jahr, sei es im Verkauf oder im Motorsport - alles scheint zu gelingen. Man darf annehmen, daß dies auch eines der glücklichsten Jahre im Leben Karl Slevogts war.
Der Betrieb läuft hervorragend, Slevogt heimst Ehrungen und Anerkennung von allen Seiten ein. Mitten im Kriege wird 1915 seine Tochter Edith Maria geboren.
Dem Geschäftsbericht vom März 1913 des Apollo-Werkes kann man die Umsatzsteigerung des Automobilbereiches entnehmen. Nach einer Steigerung von 66% im Jahre 1911 konnte der Umsatz 1912 um nahezu unglaubliche 86% gesteigert werden. Kein Wunder, daß man Karl Slevogt ob dieser Erfolge in den Aufsichtsrat berief.
Am 24.August 1913 organisierte Karl Slevogt das erste Gabelbach-Bergrennen in Ilmenau. Hier möchte ich auf das Buch von Dr. Göran Cialla "die legendären Gabelbachrennen" verweisen und kann mich hier kurz fassen. Natürlich fuhr Karl Slevogt auf 7-PS-Apollo und mit 4 Personen besetzt mit 4:38 die schnellste Zeit. Die Strecke führte vom Ortsausgang Ilmenau zum Berghotel Gabelbach mit z.T. 16% Steigung.
Karl Slevogt ist ungemein viel mit den Apollo-Sportwagen bei ADAC-Fahrten unterwegs und siegt so gut wie immer. Seine Apollo-Fahrzeuge sind leicht und dabei robust, sehr leistungsfähig und für die damalige Zeit extrem zuverlässig. Die Fahrzeuge werden auch vielfach als Taxi eingesetzt. Man beachte, daß das gesamte Apollo-Fahrzeugprogramm von 900-4000 ccm damals unter die Kategorie "leichte Wagen" fällt (das würen heute "Kleinwagen").
Allerdings - das kann man laut sagen - fährt auch Karl Slevogt wie die sprichwörtliche "gesengte Sau". Man hätte große Probleme (auch mit der "Rennleitung"), wollte man heute die Fahrzeiten und Durchschnittsgeschwindigkeiten erzielen, welche Karl Slevogt damals auf unbefestigten Straßen mit nur 2 gebremsten Rädern, Blattfeder-Fahrwerk, vielen Reifen- und sonstigen Pannen vorgelegt hat. Die körperliche Fitness war wohl selbstverständlich, auch bei Regen, Eis und Schnee wurde damals offen und ohne jede Heizung gefahren, Servo-Unterstützung oder elektrische Helferleins gab es noch lange nicht.
Ich kann hier mit besonderer Freunde einen Apollo-Verkaufskatalog und eine Apollo-Bedienungsanleitung präsentieren, nahezu verschollene Dokumente.
In einem separatem Artikel werde ich für den Interessenten tief in die Apollo-Motortechnik einsteigen mit Hinweisen und Auszügen aus dem Renntagebuch von Karl Slevogt.

Siehe: Apollo 1913, Apollo-Verkaufskatalog, Apollo-Bedienungsanleitung, Apollo-Motortechnik, Gabelbach-Bergrennen

Das Jahr 1914:
eigentlich nur eine halbe Saison vor Kriegsbeginn, die Inflation bremst auch gewaltig und die Teilnahme an Rennen im Ausland ist fast nicht mehr möglich. Dennoch kann Slevogt das Apollo-Programm erweitern und eine reihe von Siegespokalen nach Hause bringen.
Siehe: Apollo 1914,


Zeitschema Apollo-Fertigung 1910-1915
TYP 19101911 19121913 19141915
Moppel          
Apollo "E"         
Apollo A         
Apollo "B"         
Apollo "F"         
Apollo "G"         
Apollo "C"         
Apollo "N"         
Apollo "K"         
Apollo "S"         
Apollo "L"         


Technische Daten der Apollo-PKW 1910-1914
Diese Tabelle enthält einige technische Daten der Apollo-Personenwagen in der Zeit von 1910-1916. In der Literatur finden sich unterschiedliche Angaben zu Bauzeit, Leistung, Hubraum usw. daher habe ich die wahrscheinlichsren Daten hier eingesetzt. Für genauere Angaben bin ich dankbar. Allerdings wurden die Fahrzeuge im In- und Ausland oft mit unterschiedlicher Auslegung angeboten und verkauft, es waren auch "individuelle" Fahrzeuge und Sport-Modelle üblich.
Typ Bauzeit Motor Hubraum PS Bohrung Hub
Moppel 1909-1911 1 624 6 ?? mm ?? mm
 
Apollo Piccolo "E" 6/14 1910-1911 R-4 luft 1770 ccm 14 PS ?? mm ?? mm
Apollo Piccolo "E" 6/16 1911-1912 R-4 luft 1770 ccm 16 PS ?? mm ?? mm
 
Apollo A 1911-1912 R-2 luft 846 ccm 7 ?? mm ?? mm
 
Apollo "B"4/10 1911 R-4 960 ccm 10 PS 60 mm 92 mm
Apollo "B"4/12 1912 R-4 960 ccm 12 PS 60 mm 92 mm
Apollo "B"4/14 1913 R-4 960 ccm 14 PS 60 mm 92 mm
Apollo "B"4/20 1914 R-4 960 ccm 20 PS 60 mm 92 mm
 
Apollo "C" 6/16 1910-1911 R-4 1524 ccm 16 PS 70 mm 102 mm
Apollo "C" 6/18 1912-1913 R-4 1524 ccm 18 PS 70 mm 102 mm
Apollo "C" 6/20 1914-1916 R-4 1524 ccm 20 PS 70 mm 102 mm
 
Apollo "C" 6/20 1914-1916 R-4 1524 ccm 20 PS 65 mm 116 mm
 
Apollo "F" 8/28 1912-1914 R-4 2040 ccm 28 PS 75 mm 116 mm
 
Apollo "G" 7/18 1911 R-4 1800 ccm 18 PS ?? mm ?? mm
Apollo "G" 7/20 1912 R-4 1800 ccm 20 PS ?? mm ?? mm
 
Apollo "N" 8/24 1912-1914 R-4 2040 ccm 24 PS 75 mm 116 mm
 
Apollo "K" 9/28 1910 R-4 2300 ccm 28 PS 80 mm 116 mm
Apollo "K" 10/24 1911 R-4 2612 ccm 24 PS 80 mm 130 mm
Apollo "K" 10/30 1912-1914 R-4 2300 ccm 30 PS 80 mm 130 mm
 
Apollo "S" 13/40 1912-1913 R-4 3440 ccm 40 PS 90 mm 133 mm
 
Apollo "L" 13/40 1912-1914 R-4 3440 ccm 40 PS 90 mm 133 mm


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