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Letzte Bearbeitung am 8.11.2017 |
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In den Krisenjahren von 1919 bis 1923 hatte die Weimarer Republik mit den unmittelbaren Kriegsfolgen und einer Hyperinflation zu kämpfen. Die Auflagen und Probleme der Industrie aus den Vereinbarungen des Versailler Vertrages werden jedoch kaum erwähnt: Den deutschen Herstellern ist es untersagt, aauf internationalen Messen und im Ausland auszustellen. Den deutschen Firmen ist es untersagt, an internationalen Sportveranstaltungen teilzunehmen, z.B. beim Motorsport. Damit werden alle Fahrzeughersteller in Deutschland hart getroffen, der Binnenmarkt bricht wegen der Inflation zusammen und der Auslandsmarkt ist verschlossen. Vor diesem Hintergrund muß man die Bemühungen von Karl Slevogt sehen, die Apollo-Werke zu erhalten und auszubauen. Kapital für Neuentwicklungen, neue Fertigungsmaschinen oder gar Geld für Werbung und Rennfahrten stand praktisch nicht zur Verfügung und die Rüstungsaufträge waren ersatzlos entfallen. Die Familie Slevogt ist nach der Geburt seiner Tochter Edith Maria 1915 und seines zweiten Sohnes Friedrich 1918 vollständig. Die Berichterstattung, speziell im Jahr 1924, ist etwas chaotisch. In den Sportberichten fährt Karl Slevogt mal im Textbericht seinen Stromlinien-Wagen und auf den Bildern wird ein konventioneller Apollo gezeigt oder auch mal umgekehrt. Karl Slevogt verläßt im Oktober 1924 die Apollo-Werke, wo er keine Zukunft mehr sieht, und wechselt zu Selve nach Hameln. Da hier der Lebenslauf von Karl Slevogt dargestellt werden soll, wird nur kurz auf das Dahinsiechen und das Ende der Apollo-Werke eingegangen. In Apolda soll noch reichlich Material vorhanden sein, das mir aber bislang (Ende 2017) nicht zugänglich ist. Ganz allgemein habe ich in Apolda keine Unterstützung für mein Slevogt-Projekt gefunden. Auch seitens der Stadt Apolda war man "pelzig", keine Baupläne, keine Genehmigung zum Betreten der (mittlerweile abgerissenen) Reste der Apollo-Werke. Anscheinend möchteman in Apolda die Automobil-Fertigung möglicht schnell vergessen und nir noch "Glockengießer-Stadt" sein. In der Literatur ist über die Apollo-Werke recht wenig und darunter auch Falsches zu finden. Hier einige Berichte in Oldtimer-Zeitschriften, die man noch über die GTÜ beziehen kann: |
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Das Jahr 1920 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unter dem Druck der Verhältnisse geht Karl Slevogt daran, seine zehn Jahre alten Vorkriegs-Konstruktionen nochmal zu überarbeiten und dabei ganz besonders auf kostengünstige Fertigung zu achten. Er konstruiert eine raffinierte Ventilsteuerung für die Apollo-Motorenbaureihen und er verbessert Straßenlage und Federungskomfort durch die erste unabhänige Vorderrad-Aufhängung, eine Art spur-und sturzkonstante Geradweg-Federung mit einer Querblattfeder, ähnlich wie später am Lancia Lambda verwendet, weswegen man leider Lancia die Priorität absprechen muß. Ein Tester der "Allgemeinen Automobilzeitung" (Delius / Klasing & Co, Berlin) berichtet im Jahr 1924 über die Probefahrt mit dem Apollo: "In Apolda befuhr ich mit Direktor Heinsius zu zweit, bald vorne, bald hinten sitzend, einen Feldweg von sehr verschiedener Beschaffenheit in der nächsten Nähe der Apollo-Werke. Und zwar absichtlich nur zu zweit, weil eine auf vier Personen abgestimmte Federung unter leichter Belastung erst recht unruhig wirken muß. In der ganzen Länge des befahrenen Feldweges verlief rechts eine tiefe Mulde, mit rechtsseitiger, tiefer und scharfkantiger Böschung. Und diese tiefe Mulde wurde in beständiger Bogenfahrt unter großem Winkel vielfach traversiert, ohne daß mein Körper hochgeschnellt wurde. Wir fuhren dann auf der Strecke nach Jena die aus Apolda hinausführende Steigung hinauf mit dem dritten Gang, wobei das Tachometer nahezu beständig 70 km/h anzeigte." Im April 1920 kann er sein 10-jähriges Apollo-Jubiläum feiern, seit 1916 ist er im Vorstand der Apollo Werke AG, eines von zwei Vorstands-Mitgliedern. Als Direktor wird aus dem einfachen "Karl" ein vornehmer "Carl" - das war damals so üblich, siehe auch Karl Benz. Nach meinen Unterlagen hat Karl Slevogt 1919 und 1920 an keinen Renn- oder Zuverlässigkeitsfahrten teilgenommen. |
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Oben: Schnittzeichnung Apollo-Motor ab 1920 mit raffiniertem Ventiltrieb |
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Das Jahr 1921 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nach wie vor sind 1921 die Apollo-Werke voll ausgelastet und produzieren an der Kapazitätsgrenze. Das ehemalige M.A.F.-Werk in Markranstädt wurde aufgekauft und die Produktion des "kleinen" Apollo 4/16 dorthin ausgelagert, auch dieses Werk arbeitet 1921 an der Kapazitätsgrenze. Auch anderswo expandieren die Apollo-Werke ( siehe Apollo-Expansion Man sollte meinen, daß der Herr Direktor Slevogt mit diesen Aufgaben gut ausgelastet wäre, aber nein, Karl Slevogt engagiert sich in den Automobil-Clubs (ADAC, ASC, AvD), er organisiert das Gabelbach-Bergrennen und er fährt und gewinnt ein Rennen nach dem anderen und zeigt der Welt und der Konkurrenz, wozu ein von Karl Slevogt konstruierter Apollo unter der kundigen Führung eines Karl Slevogt befähigt ist. Einfach gesagt: er fährt Kreise um die Konkurrenten ... In Berlin findet wieder eine Automobilausstellung statt, Apollo stellt ein Chassis mit einem 12/48 V8-Motor aus, der Motor geht aber nie in Serienfertigung. Auch der neue kleine Apollo 4/16 mit Schwingachse wird erstmals ausgestellt. Die innovativen Lösungen werden jedoch von der Motorpresse nicht erkannt. |
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Karl Slevogt am Steuer seines Rennwagens nach dem Sieg beim Gabelbach-Bergrennen 1921 (Archiv Fam. Slevogt) |
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Das Jahr 1922 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
über die Tätigkeit von Karl Slevogt im Jahr 1922 ist recht wenig überliefert. Außer seinen Siegen im Solitude- und Gabelbach-Bergrennen scheint sich Karl Slevogt an keinen Rennen beteiligt zu haben. Die Umstellung der "Markranstädter Automobil Fabrik" zum "Apollo Werk II" scheint doch sehr viel Zeit gekostet haben. Auch wird der geschwungene Apollo-Schriftzug durch ein neues Logo ersetzt, das dem Stil von "Bauhaus" und "Neuer Sachlichkeit" gerecht wurde. Auch diese Umstellung wird nicht gerade einfach und reibungslos gewesen sein. In dieser Zeit knüpft Karl Slevogt die ersten Kontakte zu Paul Jaray. Apollo-Fahrer Seidenbusch nimmt an etlichen Automobil-Rennen teil, z.B. der Sachsenfahrt. Den Anweisunbgen des Aufsichtsrates folgend, muß Karl Slevogt neue Fahrzeugtypen der Luxus-Klasse entwickeln, z.B. den Typ "R". Die Auftragslage und der erwirtschaftete Überschuß der Apollo-Werke ist hervorragend. |
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Die Vorstellung des neuen Apollo-Logo in "Der Motorfahrer" 1922 |
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Das Jahr 1923 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1923 ist der Anfang vom Ende der Apollo-Werke. 20% Rendite-Ausschüttung für die Aktionäre, aber keine Finanzmittel für neue Entwicklungen, keine Mittel für Rationalisierung in der Fertigung, keinerlei Werbung, keine Messe-Ausstellungen. In kürzester Zeit gelingt es dem völlig btriebsfernen Aufsichtsrat, der vorher schon u.a. die Firmen "Elite" und "Presto" ausgeschlachtet hat, auch die Firma Apollo in den Abgrund zu fühen. Während die fehlende Rationalisierung höhere Produktionskosten und damit höhere Verkaufspreise bedingt, sinkt der Absatz mangels Werbung und Medienpräsenz zusätzlich. Daher scheint Karl Slevogt mehr Zeit für Automobilrennen zu haben und auch die Zeit, sich nach einem neuen Arbeitsplatz umzusehen, denn das, was er in Jahren aufgebaut hat, wird von den "Heuschrecken"-Besitzern in körzester Zeit ruiniert. Daß Karl Slevogt, dem alle durchaus siegfähigen größeren Apollo-Baureihen zur Verfügung standen, nur mit dem "kleinen" Apollo zu Rennen antrat, zeigt seine Liebe und Begeisterung für den Kleinwagen. Im Winter 1923/24 ließ er seinem Renn-Apollo eine Jaray-Stromlinien-Karosserie anpassen und trainierte damit rund um Apolda. Dazu schreibt Günter Doms: "Im Apoldaer Volksmund wurde das ungewöhnlich aussehende Fahrzeug (Stromlinien-Rennwagen 1924 nach Paul Jaray) als "Walfisch" bezeichnet. Von diesem Modell wurden zwei Fahrzeuge gebaut, die sehr früh morgens bzw. spät abends auf dem Landstraßendreieck Apolda-Isserstedt-Umpferstedt-Apolda erprobt wurden. Dieser blaue Apollo war geradezu berüchtigt, weil er nach Aussagen der Konkurrenz "unheimlich abhaute". " |
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Der "Stromlinien-Apollo" 1924 nach Patenten und Konstruktion von Paul Jaray |
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Das Jahr 1924 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Allem Anschein nach hat Karl Selvogt resigniert, Neu- oder Weiterentwicklungne sind bei Apollo nicht mehr möglich. Zum 10. Oktober 1924 wechselt er deshalb zu Selve nach Hameln. Bis dahin faährt er möglichst viele Autorennen, befasst sich weiterhin mit Stromlinien-Karosserien und organisiert einige ADAC-Fahrten. Im Winter 1923/24 hat sich karl Slevogt eine Sportwagen-Stromlinien-Karosserie für den Apollo 4/20 bei Paul Jaray konstruieren lassen. Dar Wagen wird beim Herkules-Bergrennne und auf der Avus eingesetzt, über den Verbleib des Wagens ist nichts bekannt. Obwohl Karl Slevogt das vorhandene Material bis an die Grenzen beansprucht (Drehzahlen des 4/20 bis über 5000/min) ist der kleine Apollo der Konkurrenz nicht mehr überlegen, die Konstruktion ist überaltert. |
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Das Apollo-Logo als altes Blechschild |
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Die Jahre ab 1925 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Fertigungsprogramm wird immer weiter zusammengestrichen bis hin zur 1-Typ-Politik (Apollo 4/20) bei weiter sinkendem Absatz der mangels rationalisierung überteuerten Fahrzeuge. Der Apollo 6/24 ist der letzte Apollo mit Motor und Fahrgestell von Karl Slevogt. bis 1928 dümpeln die Apollo-Werke noch dahin, bis der Schlußstrich gezogen wird. |
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Der Apollo 6/24 von 1926 - einer der letzten Apollo mit Einzelrad-Aufhängung vorn und Motorkonstruktion von Karl Slevogt |
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