Die Fa. Laurin & Klement war bis Mitte 1909 Inhaber des Schnelligkeits-Rekordes auf der Landasch-Allee für Automobile bis 4 Liter Hubraum.
Klar, daß da Karl Slevogt nicht mehr ruhig schlafen konnte. Basierend auf den Erfahrungen der Prinz-Heinrich-Fahrt mit dem Puch-Spezial-Motor, ein langhubiger 4-Zylinder (Bohrung/Hub 86/172mm, Hubraum über 4l, 70 PS) mit hängenden Ventilen und obenliegender Nockenwelle, wird der Hub des OHC-Rennmotors auf 168mm gekürzt bei gleichbleibender Bohrung von 86mm zugunsten von höheren Drehzahlen, das ergab einen Hubraum von 3992 ccm und dennoch weit mehr Leistung (ca. 80-85 PS sind überliefert).
Auf einer Rekordfahrt am 11.8.1909 auf der Landasch-Allee erreicht dieser "kleine" PUCH-Wagen unter Karl Slevogt 130,4 km/h, er stellt damit einen neuen österreichischen Rekord für Automobile bis 4l Hubraum auf.
In einem Brief von 1936 schreibt Karl Slevogt: "1909 fuhr ich für 4 Cylinder mit 86mm Bohrung eine neue Weltbestleistung. Diesen Rekord hatte Hieronimus auf Laurin & Klement aufgestellt, ich griff denselben auf einem Puchwagen mit Erfolg an. Spätere Versuche von Hieronimus auf Laurin & Klement den Rekord wieder an sich zu reißen, waren von Mißerfolg begleitet. Der von mir gebaute Wagen war sehr windschnittich, hatte einen Motor mit obengesteuerten Ventilen und bereits mit auf dem Cylinderkopf gelagerten Nockenwelle. "
Mit diesem "kleinen" Typ erreichte Slevogt auch den Klassensieg mit 122 km/h bei dem Kilometer-Rennen in Frankfurt 1909.
Es ist klar, daß dieser Rekord in der Werbung weidlich genutzt wird, wie die Werbeanzeigen unten deutlich belegen.
Dieser Rekord wird etliche Jahre lange nicht gebrochen, obwohl sich Hieronimus auf Laurin & Klement-Wagen 1909 und 1910 etliche Male daran versucht (der Rennwagen von L&K hat einen riesigen Hub von 250mm bei 86mm Bohrung).
Unten kann man den Original-Bericht der AAZ über die Rekordfahrt nachlesen.
Erst 1925 wird der von Karl Slevogt aufgestellte Rekord mit 141 km/h überboten.
Dieser 4l-Rennmotor war noch viele Jahre danach gut genug für Erfolge bei Berg- und Straßenrennen.
Für diejenigen, welche nicht Fraktur lesen können:
In dem Artikel antwortet Karl Slevogt unmittelbar nach dem Rennen der Zeitung auf die Frage nach seinen Empfindungen während der Fahrt. Er sagt: "Ich bin ganz ruhig. Ich überblicke alles, sehe alles, auch die Leute zur Seite, nur zu erkennen ist bei diesem Tempo niemand. Alles konzentriert sich in mir auf den Motor, und wenn ich ihn vollkommen sicher und intakt surren höre, dann --- wäre ich ruhig, wenn sich nicht eine andere Empfindung meiner bemächtigen würde. Vom Moment des Passierens des Startbandes an erscheint mir die Fahrzeit endlos. Der Kilometer dünkt mir ungemeine Länge zu besitzen, der Wagen geht mir zu langsam, die Zeit rinnt bleiern dahin. Erst als ich das Zielband passierte und als man mir meinen Erfolg mitteilte, löste sich in mir die Spannung in Freude auf. Das sind meine Empfindungen während der Fahrt."
|