Karl Slevogt - Cudell bis 1901 |
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Letzte Bearbeitung am 12.12.2019
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Max Cudell war gut beraten, als er 1898 den Automobilbau als Cudell Motor Compagnie in Aachen mit Lizenzen von De Dion-Bouton für Motoren und Fahrzeuge begann.
Wie auch Daimler, versuchte Cudell seine Motoren für alle denkbaren Fortbewegungsmittel einzusetzen, im Boot, im Fahrrad (Motorrad, Tandem), Dreirad, Automobil und Lastwagen, daneben gab es Personen- und Last-Anhäger sowie Vorsteck-Wagen.
Unter Max Cudell wurden an den Fahrzeugen vielfältige Verstärkungen und Verbesserungen eingeführt, um die Fahrzeuge deutlich robuster und brauchbarer machen, man erkannte schnell die Schwachpunkte der De-Dion-Produkte und merzte diese nach und nach aus.
Schon sehr bald flossen immer mehr eigene Weiterentwicklungen und Verbesserungen in die Fahrzeuge und Motoren von Cudell ein: Die Rahmen der Fahrzeuge wurden deutlich steifer und stabiler, die Fahrwerke wurden überarbeitet, eigene Getriebe wurden eingesetzt, die Motoren mit gesteuerten Einlaßventilen ausgestattet. Sehr früh setzte Cudell auf den Kardan-Antrieb anstelle der Ketten. Höchste Qualität war eines der Cudell-Produktionsziele.
Dies alles führte dazu, daß sich die Fahrzeuge gut verkaufen ließen.
Auf Grund der Verbesserungen und Änderungen an den Fahrzeugen und Motoren fühlte sich Max Cudell nicht mehr an den Lizenzvertrag mit De-Dion gebunden und bot seine Fahrzeuge - mit großem Erfolg - auch im Ausland an, wofür er keine Lizenz erworben hatte.
So ist z.B. das erste Auto in Island ein Cudell und die Ungarische Post wurde mit Cudell-Fahrzeugen motorisiert.
Auch in England, USA und in Österreich ließen sich die Cudell-Fahrzeuge gut verkaufen, in Ländern, in welchen De Dion eigene Niederlassungen und Verkaufsstellen unterhielt.
Dies gipfelte in unschönen, z.T. öffentlich ausgetragenen Patentstreitigkeiten.
Die auf De Dion-Patenten basierenden und von Cudell gefertigten Motoren wurden u.a. an STOEWER verkauft, Emil und Bernhard Stoewer begründeten damit die eigene Automobil-Produktion.
Leitner in Riga (Rossiya Velosopednoi Fabrik) fertigte mit großem Erfolg Cudell-Fahrzeuge in Lizenz (siehe Maurice A. Kelly "Russian Motor Vehicles: The Czarist Period 1784 to 1917").
Fertigungs-Lizenzen wurden auch an Christiansen in Dänemark und auch an Johann Lemmerz vergeben, der 1904 mit seinen Brüdern die Fertigung von Cudell-Fahrzeugen begann, daraus wurde einer der bedeutendsten deutschen Räderhersteller.
Natürlich ist auch Cudell bemüht, die Qualität seiner Fahrzeuge auf Vergleichsfahrten zu demonstrieren. Dazu seien hier als Beispiel das Rennen und der Auto-Blumen-Corso in Frankfurt 1900 (eine uns heute merkwürdig erscheinende Kombination) und die Fernfahrt Berlin-Aachen vom 30.August bis 2.September 1900 genannt. Bekannte Fahrer auf Cudell waren Gleizes, Kittsteiner, Karl May und Mertens.
In 1900 firmierte "Cudell&Cie, Aachen" schon als "Actiengesellschaft für Motor- und Motorfahrzeugbau" in Aachen.
die Firmengeschichte:
- 1897-1900: Cudell " Co. Motorenfahrzeugfabrik, Metzgerstrasse, Aachen
1899: Max Cudell, Metallwarenfabrikant, KrefelderStr. 2, Aachen, Inhaber der Firma Cudell & Co.
- 1900-1902: AG für Motor und Fahrzeugbau vorm. Cudell & Co., Aachen
- 1902-1905: Cudell Motor Carriage Compagnie GmbH, Aachen (De Dion basierende Modelle wurden bis 1904 hergestellt)
- 1902-1908: Cudell Motoren-Gesellschaft GmbH, Berlin unter Paul Cudell (Automobil-Herstellung 1905-1907)
Ein Bericht von der Motorwagenausstellung in Düsseldorf vom 17. bis 24. September 1898 (Polytechnisches Journal):
"Cudell und Co. in Aachen hatte zwei Motordreiräder ihres neuesten 1898/99-Modells, einen Anhängepersonenwagen, einen Anhängegepäckwagen, ein Motorboot und ihre Dreiradmotoren System Dion und Bouton ausgestellt. Der geringen Entfernung wegen – 80 km – hatte die Firma Cudell und Co. die sämtlich genannten Ausstellungsgegenstände per Landstraße zur Ausstellung geschafft. Zu diesem Zwecke wurden der Anhängepersonenwagen und der Anhängelastwagen mit Motoren und Ausstellungsgegenständen befrachtet, hinter die Cudell'schen Motordreiräder gespannt und in etwa 3 Stunden von Aachen nach Düsseldorf gefahren. Ein Beweis für die Zugkraft dieses Motordreirades wurde dadurch an den Tag gelegt, dass das etwa 6 m lange und 1½ m breite Motorboot, welches mit Zubehörtheilen und Befrachtung über 300 k wiegt, auf zwei gewöhnliche Dreiräder gepackt und mittels Motordreirades nach Düsseldorf transportirt wurde. Die Fahrt wurde ohne Unfall in etwa 3½ Stunden ausgeführt."
Der junge Karl Slevogt wird am 15.Oktober 1899 als Techniker bei Cudell eingestellt und leitet die Werkstatt.
Karl Slevogt wechselt im September 1900 zu dem ebenfalls in Aachen ansäßigen Automobil-Hersteller Scheibler, weil er als Konstrukteur und nicht als Werkstattleiter arbeiten will.
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| Motor-Tandem von Cudell ca. 1899 - gedacht als Schrittmacher-Fahrzeug bei Radrennen. Das Polytechnische Journal 1899 meint dazu:
"... baut ein mit demselben Motor ausgestattetes Tandem, welches speziell als Schrittmacherapparat bei Rennen dienen soll, und dessen Rahmen derjenige eines Triplets ist. Der Motor steht in der Mitte des Rahmens über dem sonst üblichen dritten Tretkurbellager, welches hier neben dem Kettenrad noch ein Stirnrad trägt, das von der Motorwelle angetrieben wird. Die elektrische Batterie ist am vorderen oberen Rahmenrohr angebracht, und der Benzinbehälter befindet sich hinter dem ersten Sattelstützrohr. Der ganze Apparat wird von dem hinten sitzenden Fahrer bethätigt, während der vorn Sitzende, der die Lenkung des Fahrzeuges übernimmt, den Motor ebenso wie der hinten sitzende Fahrer mittels der Pedale durch Treten unterstützt.
Mit diesem Zweisitzer, dessen Länge 2,95 m beträgt, und ein Gewicht von 100 kg besitzt, können auf Bahnen mit genügend erhöhten Kurven 1000 m in der Minute eventuell sogar noch mehr zurückgelegt werden. Die Maschine kann 1 Stunde in Thätigkeit bleiben ohne Mannschaftswechsel, Füllung oder sonstige Operationen an der Maschine vornehmen zu müssen. Wird dann eine Füllung vorgenommen, so kann die Maschine nach wenigen Minuten für eine weitere Stunde arbeiten.
Für die meisten Schrittmacherrennen dürfte infolgedessen, wo bisher ein Apparat von 10 Maschinen und 30 Mannschaften nötig war, ein Motortandem genügen."
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| Motor-Dreirad von Cudell ca. 1899 - mit verbessertem Motor und stabilem Rahmen.
"Die Schnelligkeit und Leistungsfähigkeit der Cudell'schen Motordreiräder machten bald den Wunsch rege, auch ein gewisses Quantum Gepäck mitführen zu können. Vermöge einer einfachen Einrichtung am Hintergestell kann ein kofferähnlicher Behälter bis zu der Grösse 75 × 55 × 50 cm sicher mit transportiert werden, wobei die Schnelligkeit durch Mitnahme von Gepäck bis zu 100 kg nicht wesentlich beeinträchtigt wird." (Polytechnisches Journal 1899) |
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oben Original-Fotos vom Cudell-Motor-Dreirad von Cudell ca. 1899 mit 2-Sitzigem Personen-Anhänger. |
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| Mit einem Vorsteck-Wagen für 1 Person wurde das Dreirad von Cudell zum 4-rädrigen Gefährt |
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Schon 1899 experimentierte man an einem "echten" Automobil. |
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Der Motor von Cudell unterschied sich schon 1899 sehr deutlich vom de Dion-Original.
Das Polytechnische Journal schreibt 1900:
"Die normale Bauart dieser Motoren mit reiner Luftkühlung ist (..links..) am De Dion et Bouton-Motor und der Lizenzinhaberin Cudell und Co. in Aachen dargestellt, im Gegensatz zum wassergekühlten Motor) derselben Firma (..rechts..). Die eigentliche Cylinderaussenfläche erhält dabei rund herumlaufende, ziemlich nahe bei einander stehende, gusseiserne Rippen, während der Cylinderkopf nebst Ventilkammer mit vertikal gestellten flügelartigen Rippen ausgerüstet wird. Die Versuche, diese Kühlungsart noch zu vervollkommnen, erscheinen nicht sehr aussichtsreich ....."
"Der Motor ist ein Benzinmotor mit elektrischer Zündung, der im Viertakt arbeitet. Die Hauptorgane des Motors sind ganz ähnlich wie beim bereits besprochenen Motor des Dreirades; ebenso elektrische Batterie, Zündspule, Zündvorrichtung, Stöpselkontakt und Auspufftopf. Er entwickelt 3 und hat nur einen Cylinder, der durch eine (durch Pumpe bethätigte) Wasserkühlung auf niedriger Temperatur erhalten wird. Durch einen zwischen den Vorderrädern angebrachten Kühlapparat wird dem Wasser jegliche Wärme entzogen, so dass man nur das Verdampfungswasser, alle 100 km etwa 1 l, zu ersetzen braucht.
Ein homogenes Betriebsgas wird durch einen neuen Vergaser mit fester Regulierungsvorrichtung geliefert.
Der hier besprochene Motor unterscheidet sich gegenüber den sonst bei Motorwagen benutzten Motoren vor allem durch seine Einfachheit. Die kompakte Konstruktion, bei welcher Schwungräder, Steuerungszahnräder, Kurbeln, Pleuelstangen und Exzenter in einem einzigen Aluminiumgehäuse eingeschlossen sind, so dass deren Existenz dem Benutzer des Motorwagens kaum zum Bewusstsein zu kommen braucht, schliesst Reparaturen so gut wie vollständig aus.
An den Motor schliesst sich ein zweites Aluminiumgehäuse an, in welchem das Wechselgetriebe enthalten ist. Dasselbe vermittelt die Fest- und Loskuppelung des Motors mit den Laufrädern und die Schaltung desselben auf grosse oder kleine Schnelligkeit zum Fahren in der Ebene, oder zum Ueberwinden von Steigungen. Durch eine im Oelbade arbeitende Reibungskuppelung erfolgt die Fest- und Loskuppelung."
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Experimente mit Bootsmotoren: 1900 des Cudell-Boot. |
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Konstruktionszeichnung des Cudell-Bootes 1900. |
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der Cudell-Bootsmotor 1900 |
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Auch über den Transport des Motorbootes hatte man sich um 1900 schon Gedanken gemacht. |
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Die obigen Fotos oben stammen aus dem Polytechnischen Journal (dingler.culture.hu-berlin.de).
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Dieser Bericht aus der "Allgemeinen Automobil Zeitung" von einer Ausstellung 1898 zeigt den fast originalen De-Dion-Nachbau, aber auch schon eigenständige Lösungen und neue Ideen |
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Auch die Cudell-Voiturette von 1899 lehnt sich noch so stark an das Original an, daß man nach den Detailunterschieden wie auf einem Suchbild fahnden muß. Bericht aus der "Allgemeinen Automobil Zeitung" in 1899
Das Polytechnische Journal schreibt 1900:
"Allgemeines Interesse erregte auf dem Cudell'schen Stande der neue Patentmotorwagen, der in Bezug auf Bequemlichkeit, geringes Gewicht und gefälliges, zierliches Aussehen seinesgleichen sucht und wohl einer näheren Besprechung wert erscheint.
Das Gestell des Wagens ist aus nahtlosen Stahlrohren hergestellt; an demselben befindet sich der Mechanismus und durch gute Federn abgefedert der Wagenkasten befestigt; dieser kann übrigens jede gewünschte Form erhalten. Die Räder sind mit Pneumatik versehen; die Dimensionen der hinteren Pneumatiks sind 700 × 90, während die Vorderräder 65 mm stark sind." |
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Aus einem zeitgenössischen englischen Motor-Magazin: "The German Cudell". Ein Beweis dafür, wie locker Max Cudell die Grenzen des Lizenzgebietes überschritt. |
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Cudell-Automobil 3,5 HP ca. 1900-1901 |
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Reklame-Anzeige der Cudell Motor Compagnie (ca. 1899) für das Tricycle |
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Reklame-Schild aus der Anfangszeit der Cudell Motor Compagnie (ca. 1900), wird derzeit als Reprint angeboten von Fa. "AutomobilPoster" |
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Cudell Werbe-Anzeige aus "der Motorwagen" 1899 |
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Cudell Werbe-Anzeige aus der "Österreichischen Touring-Zeitung" 1900 |
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Cudell Werbe-Anzeige aus der "Allgemeinen Automobil Zeitung" vom 15.Juli 1900 |
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Bericht über eine Italien-Reise mit einem Cudell-Fahrzeug ca. 1901 in einer Versteigerung. Selbstverständlich konnte man mir weder Einsicht gewähren noch eine Kopie oder einen Scan erstellen. |
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Blumencorso und Automobilrennen in Frankfurt 1900. Bericht und Bild aus der AAZ vom 5.August 1900 |
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Automobil-Fernfahrt Berlin-Aachen, Berichte aus der AAZ vom 9. und 16. September 1900-
Das Bild oben Mit Kittsteiner auf Cudell-Tricycle ist des öfteren mit falscher Bildunterschrift veröffentlicht worden (Kittsteiner auf Uren-Kotthaus-Tricycle) was zum Teil daher rührt, daß der wachsam blickende Herr links mit schwarzem Bart und Zigarre wirklich Herr Uren von der Firma Uren-Kotthaus ist, die in Kölln Automobile und Motorräder herstellte. |
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Dieser Cudell von 1901 nimmt alljährlich am London-Brighton-Run teil |
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in der "Oldtimer-Markt" erschien 1998 ein Artikel über das Cudell-Tricycle (Quelle: GTÜ-Oldtimerservice) |
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Oben der Bericht von der "überführung" eines Cudell-Wagens zu seinem Käufer auf der Krim. |
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Hier ein Beispiel von LEITNER (ein Auszug aus Russian Motor Vehicles: The Czarist Period 1784 to 1917 von Maurice A. Kelly). |
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Ein Bild von Barry Wilkinson für die Irische 7,50 Kr Briefmarke 1984, welches das erste nach Irland eingeführte Auto zeigt, einen Cudell von 1903, darf ich hier nicht mal als Icon zeigen, ohne gegen die US-Gesetze und "SOPA" zu verstoßen. Um mit Obelix zu sprechen: die spinnen total, die Ami !!
Image Size: 9 by 10.75 inches, Overall Size: 11.5 by 13 inches, Medium: Water Color on Hot Press Illustration Board, US$ Price: $950.00 (2011)
(http://www.unicover.com/EF4VIBMY.HTM)
Cudell wird auch im Buch von William Lowell Putnam "Percival Lowell's big red car: the tale of an astronomer and a 1911 Stevens ..." behandelt. Hier ist nicht einmal ein Link gestattet.
Cudell wird auch im Buch von Maurice A. Kelly "Russian Motor Vehicles: The Czarist Period 1784 to 1917" ausführlich abgehandelt.
Bookstore
Die Geschichte der Fa. Leutner in Riga, Lizenznehmer von Cudell, kann man hier leider nur in Russisch/Kyrillisch nachlesen. (Fahrradfabrik „Rossija“ Alexander Leutner & Co.). Es gibt auch ein Buch zur Fa. Leutner, leider auch nur in Russisch |
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Das Polytechnische Museum in Moskau vertreibt diese Postkarte, die ein Cudell-Tricycle zeigt, entweder ein Original oder ein Leutner-Lizenzbau. State Polytechnical Museum, Moscow, 3/4 Novaya Square,
Die beiden Bilder unten (mit freundlicher Genehmigung von Stanislav Kiriletz) zeigen Großfürst Michail Alexandrowitsch, den jüngeren Bruder von Zar Nikolaus II, mit seinem Cudell-Tricycle. Das Tricycle auf der Postkarte und das Exponat im Museum sollen genau dieses Fahrzeug von Großfürst Michail Alexandrowitsch sein, Belege dafür gibt es nicht. Der Tank ist jedenfalls verschieden.
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Die Cudell-Fahrzeuge wurden auch in Russland vertrieben, wie diese Werbung von 1901 beweist. Dank an Stanislav Kiriletz, der dieses Bild zur Verfügung gestellt hat.
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Die Firma "Dux Fahrradwerke" von Juli Alexandrowitsch Meller (auch Möller geschrieben) fertigte ab 1900 in Moskau neben Fahrrädern auch Tricycles und Automobile unter De-Dion-Lizenz. Dies belegt der obige (wohl einzig erhalterne) russische DUX-Katalog von 1901, den ich hier mit freundlicher Genehmigung von Stanislav Kiriletz, Miltenberg, wiedergeben darf. Die "Cudell"-Aufschriften sind recht deutlich zu erkennen. Diese Information (2015) ist bislang anscheinend sogar russischen Automobil-Historikern entgangen.
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