Diese Dokumentation enthält eine große Zahl orginaler Zeitungs-Ausschnitte aus der Zeit von 1900 bis 1950.
In diesem Zeitraum wurden im deutsprachigen Raum (Deutschland, österreich-Ungarn) fast alle Bücher und Zeitungen in Fraktur gedruckt. Die vielen unterschiedlichen Fraktur-Schriften stellen alle eine vereinfachte deutsche Schrift zur Verwendung in Druckmedien dar.
Wie in Deutschland nicht anders zu erwarten, wird das Lesen von Fraktur in den Schulen nicht mehr gelehrt und damit den Menschen der Zugang zu Orginaldokumenten verwehrt, deutsche Literatur vor 1930 könnte genausogut in Hieroglyphen gedruckt sein ...
Nun, ich werde hier nicht die Weg der Geschichtsklitterei weiter verfolgen und nicht die alten Artikel in Neudeutsch übertragen, sondern hier einen Kurzlehrgang in Fraktur-Lesen einbinden. unten das Alphabet einer klassischen alten Frakturschrift, die sog. Koch-Fraktur. |
Die größten Probleme dürften ungeübte Leser mit dem Buchstaben "S" haben. Nicht nur, daß das große "S" dem "G" zum Verwechseln ähnelt, nein, es kommt noch das "lange s" hinzu, das den meisten völlig unbekannt ist und oft für einen f-Fehldruck gehalten wird. Das "lange s" gibt es nur in der deutschen Schrift (Handschrift oder Frakturdruck) und - da sich das World-Wide-Web-Consortium (W3C, http://www.w3.org/) rühmt, fast alle Sprachen und Schriften mit dem universellen Zeichensatz "UNICODE" abzudecken, hat man neuerdings auch an das deutsche "lange S" gedacht und das Zeichen "ſ" Nummer 17F hex geschaffen (geschrieben ſ), enthalten im Zeichensatz "Latin Extended A" (siehe http://www.unicode.org/charts/PDF/U0100.pdf).
"Langes s = ſ", "Rundes s" und Eszett (Scharfes s = ß)
Die Fraktur unterscheidet zwischen zwei Varianten des Buchstaben »s«. Das "lange s" (»ſ«) kann nur am Wortanfang und im Wort erscheinen. Am Silben- oder Wortende wird das "runde s" (»s«) (oder Schluss-s) geschrieben. Deshalb muss in Muskel, Donnerstag oder Arabeske ein rundes s stehen, ebenso wie vor k innerhalb einiger eingedeutschter Wörter: brüsk, grotesk, Kiosk, Obelisk.
Das "lange s" = ſ steht sonst fast überall, insbesondere am Silbenanfang (auch vor k) und immer bei sch =ſch, wenn dies den einheitlichen Laut sch bedeutet, und bei sp =ſp, ss =ſſ und st =ſt innerhalb eines einfachen, nicht zusammengesetzten Worts. Als Ausnahme von der Regel steht s auch, wenn die Silbentrennung nach dem s erfolgt (Knos-pe, Was-ser, fas-ten).
Wachs-tube mit "rundem s", Wach-stube mit "langem s"(ſ) und st-Ligatur: Diese Unterscheidung kann bisweilen sogar die Wortbedeutung klarer machen: "Wachſtube" wäre also eine Wach-stube, "Wachstube" eine Wachs-tube. (Wie unterscheidet man sowas in dem Dumm-Deutsch nach der letzten Rechtschreib-Reform ? Auch ich werde "ß" beibehalten, wo es hingehört!
Es können nie zwei runde s aufeinanderfolgen. Sollten am Wortende zwei s aufeinanderfolgen, müssten sie in Fraktur deswegen als "langes-s rundes-s" gesetzt werden.
Hat man sich etwas an das Aussehen der Buchstaben gewöhnt und vor allem das "Lange s" verstanden und aktzeptiert, kann man Fraktur-Druck recht mühelos und flüssig lesen. Zum Lesen deutscher Handschriften allerdings benötigt man einen Extra-Kurs und viel, viel übung.
Die Norm ISO 15924 definiert Schriftsysteme und erlaubt die Unterscheidung zwischen "Latin" ("latn") und "Latin (Fraktur variant)" ("latf"). Mit der Angabe des Sprachcodes "de-Latf" in HTML könnte theoretisch ein geeigneter Webbrowser automatisch eine passende Schrift für deutschen Fraktursatz anzeigen, aber da kümmert man sich wenig um ISO, da sind andere, IMMER AUFWÄRTS Kompatible Standards angesagt, sonst könnte nicht HTML-1.0 auf aktuellen Browsern für derzeit HTML-6 mit CSS funktionieren.
Man kann sich natürlich eine passende Schrift über die Cascading Style Sheets vom Server herunterladen lassen, so man eine findet. Die Schrift "Old English Text MT" ist Fraktur sehr ähnlich, allerdings fehlt auch hier das "Lange S", dafür ist die Schrift in englischen Windows-Versionen weit verbreitet.
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